COVID-19 Pandemie: Auswirkungen auf die psychische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen

Seit über einem Jahr hat uns die COVID-19 Pandemie nun voll im Griff. Während täglich neue Meldungen zu Infektions- und Sterbezahlen gemeldet werden, die Folgen der Erkrankung auf die Gesundheit und Auswirkungen der Maßnahmen auf die Wirtschaft diskutiert werden, sind die Auswirkungen der Maßnahmen auf die psychische Gesundheit von Kindern und Jugendlichen nur langsam in das Blickfeld der Öffentlichkeit gerückt.

Während sich alle seriösen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler der verschiedensten Disziplinen einig sind, dass Maßnahmen zur Eingrenzung der Pandemie und der Virusausbreitung nötig und sinnvoll sind, treffen viele der bisherigen Maßnahmen insbesondere Kinder und Jugendliche mit besonderer Härte. Schulschließungen und Distanzunterricht, geschlossene Jugendtreffs und kaum Freizeitmöglichkeiten, begleitet von der Sorge um Erkrankung und Tod der Eltern und Großeltern: Der Alltag von Kindern und Jugendlichen inmitten der COVID-19-Pandemie ist von vielen Belastungsfaktoren geprägt.

Auch die Interessengruppe klinische Kinder- und Jugendpsychologie und Psychotherapie hat sich mit diesen Auswirkungen der Pandemie beschäftigt. Untenstehend findet sich eine Auflistung aktueller Stellungnahmen, Studien und Interviews von Mitgliedern der Interessensgruppe. Die Liste dient als seriöse Informationsquelle zu den Auswirkungen der Pandemie auf die psychische Gesundheit der Kinder und Jugendlichen und wird fortlaufend aktualisiert. Bei Rückfragen stehen die Sprecherinnen der Interessengruppe und unsere Expert*innen zu spezifischen Themen jederzeit zur Verfügung.

Liste mit Stellungnahmen der Interessengruppe und offizielle Corona-Hilfe-Webseite der DGPs

Liste mit Medien-Beiträgen der Interessengruppe und deren Mitgliedern zur COVID-19 Pandemie und ihren Auswirkungen auf Kinder und Jugendliche

Liste mit Forschungsbeiträgen der Interessengruppe und deren Mitgliedern zur COVID-19 Pandemie und ihren Auswirkungen auf Kinder und Jugendliche

  • Julia Asbrand, Humboldt-Universität Berlin, „Stressfrei nach Corona: Ein psychologisches Hilfsprogramm“; Die Covid-19-Pandemie ist nicht nur medizinisch, sondern auch psychisch belastend für viele Menschen. Viele Kinder, Jugendliche und Erwachsene berichten von Schlafproblemen, Ängsten, Stimmungseinbrüchen oder Konflikten zuhause. Bei einigen lösen sich die Probleme vielleicht wieder auf, bei anderen halten sie jedoch an. An der Humboldt-Universität zu Berlin wurde aus diesem Grund ein kostenfreies Programm entwickelt, das Menschen jeden Alters und völlig unabhängig vom Wohnort helfen soll, mit Stress, der durch die Pandemie mehr oder weniger für die einzelnen entsteht, klarzukommen. Im ersten Schritt berät die digitale Beraterin Aury mit hilfreichen Informationen und praktischen Übungen in 24 kurzen Modulen (5-15min). Wenn dies nicht ausreicht, steht in einem zweiten Schritt eine persönliche Beratung durch Psychotherapeut*innen in altersangepassten Gruppen (aktuell digital) zur Verfügung. Das Programm wird begleitet von Forschung, die unser Verständnis zum Umgang mit dieser Belastungssituation verbessern soll. Dies geschieht über Fragebögen und die Erhebung des Stresshormons Cortisol über die Spende einer Haarsträhne. Weitere Informationen und Teilnahme: www.corona-stressfrei.de
  • Claudia Calvano, Babette Renneberg, Lara Engelke, Freie Universität Berlin, und Sibylle Winter, Charité Universitätsmedizin Berlin, „Elternschaft in Coronazeiten“; Die Studie beschäftigt sich mit den Auswirkungen der COVID-19-Pandemie auf die psychosoziale Situation von Familien. Es werden insbesondere pandemiebezogene Belastungen, Elternstress, allgemeines Stresserleben sowie die psychische und körperliche Gesundheit der Eltern erfasst. Zudem wird das Auftreten und die Veränderung von verschiedenen Formen intrafamiliärer Gewalt, Misshandlung und Vernachlässigung gegenüber den Kindern erfasst. Auf qualitativer Ebene werden pandemiebezogene negative und positive Erfahrungen und Ressourcen erfragt. Die gewonnenen Daten sollen es ermöglichen, 1) den Verlauf der Belastungen über die verschiedenen Phasen der Pandemie hinweg zu untersuchen und 2) Risikogruppen für eine Zunahme der elterlichen Belastung und Gewalt zu identifizieren, um Ansatzpunkte für Prävention und Intervention abzuleiten. Das Projekt beinhaltet eine online Erhebung mit vier Messzeitpunkten (August 20, Oktober 20, Dezember 20, Februar 21); an der Baselineerhebung nahmen N=5020 Eltern teil. Zusätzlich erfolgte im August 20 eine repräsentative Erhebung (N=1024; vgl. Calvano et al., 2021 https://link.springer.com/article/10.1007/s00787-021-01739-0). Die Auswertung des Längsschnitts ist aktuell in Vorbereitung. Das Projekt wurde gefördert von der Berlin University Alliance (PI: Prof. Sibylle Winter, Prof. Babette Renneberg).
  • Ellen Greimel, Regine Primbs, Charlotte Piechaczek, Lucia Iglhaut, Lisa Feldmann, Gerd Schulte-Körne, LMU Klinikum München: „Corona und Du“: ein webbasiertes Infoportal zur psychischen Gesundheit für Kinder, Jugendliche und Eltern; Bedingt durch die Coronapandemie besteht für Kinder und Jugendliche sowie deren Eltern ein großer Informationsbedarf, wie sie mit den Herausforderungen im Alltag, der Schule und der Familie gut umgehen können. Um die spezifischen Bedarfe dieser Zielgruppen in zeitgemäßer Art und Weise zu erfüllen, hat die Klinik und Poliklinik für Kinder- und Jugendpsychiatrie, Psychosomatik und Psychotherapie des LMU Klinikums gemeinsam mit der Beisheim Stiftung im März 2020 das webbasierte Infoportal „Corona und Du“ bereitgestellt (www.corona-und-du.info; Instagram: #CoronaundDu). Das Portal richtet sich an Kinder und Jugendliche sowie in einem separaten Bereich an Eltern (www.corona-und-du.info/eltern/). Die Webseite umfasst evidenzbasierte Informationen, Tipps und Hilfen zur Prävention von und zum Umgang mit psychischer Belastung in der Coronakrise und verweist zudem auf professionelle Hilfsangebote. Das Infoportal wurde kürzlich bei gesunden Kindern und Jugendlichen evaluiert. Der Fokus der Studie lag auf der Überprüfung des Wissenszuwachses durch die Darbietung ausgewählter Inhalte der Webseite (u.a. Stressmanagement) sowie der Rezeption der Webseitengestaltung. Darüber hinaus wurde erhoben, ob bei den StudienteilnehmerInnen nach der Rezeption der Inhalte die Bereitschaft stieg, bei psychischen Problemen professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen. Die Ergebnisse werden aktuell ausgewertet und sollen demnächst veröffentlicht werden.
  • Tanja Hechler, Universität Trier, „Forschungskooperation EINSTEIN“; Seit dem Beginn der Corona-Pandemie in Europa im Frühjahr 2020 haben die Maßnahmen zur Bekämpfung der Pandemie das Leben vieler Menschen in Deutschland grundlegend verändert. Neben den unmittelbaren medizinischen Folgen führte und führt die Pandemie zu einer deutlichen Belastung der psychischen Gesundheit großer Bevölkerungsgruppen und wird über die akute Krise hinaus das Leben der Menschen anhaltend beeinflussen. Besonders Kleinkinder (3-6 Jährige) und ihre Familien stellt die Pandemie vor unerwartete Herausforderungen durch die ständigen, tiefgreifenden Veränderungen des Alltags, wie die Schließung von Kitas und die Notwendigkeit von zahlreichen Eltern, im Homeoffice zu arbeiten. Ziele des Projekts sind die systematische Erhebung der Auswirkungen der Corona-Pandemie auf die psychische Gesundheit von Kleinkindern (3-6 Jahre), die Vorbereitung von präventiven Programmen im Rahmen einer länderübergreifenden Forschungsinitiative und der Rücktransfer von Wissen in die teilnehmenden Kitas. Weitere Informationen: www.einstein.uni-trier.de
  • Martina Zemp, Rahel L. van Eickels, Universität Wien, „Nicht allein zu Haus – Das Familienleben während der Coronakrise“; Österreichweite Online-Umfrage zur psychischen Gesundheit von Jugendlichen (14-18 Jahre) und Eltern Jugendlicher während der ersten Welle der COVID-19-Pandemie und in den folgenden Monaten bis Oktober 2020. Die Befragung erfolgte querschnittlich (erster Zeitpunkt April/Mai 2020), und längsschnittlich (optional). Es wurden Maße für Stress und Angst im Zusammenhang mit COVID-19 verwendet, ebenso wie Fragebögen zu allgemeinem Stress, psychischer Gesundheit, Eltern-Kind-Beziehungen und elterliche Konflikte. Insgesamt nahmen 340 Personen teil. Weitere Informationen: https://kpkj-psy.univie.ac.at/forschung/aktuelle-forschungsprojekte/nicht-allein-zu-haus-das-familienleben-waehrend-der-corona-krise/
  • Hanna M. Preuss, David Kolar, Klara Capito, Universitätsmedizin Mainz & Rahel L.van Eickels, Martina Zemp, Universität Wien, „#stayathome – Strategien zur Stressreduktion für Eltern in der Corona-Pandemie“; Randomisiert-kontrollierte psychologische Online-Interventionsstudie für Eltern in Deutschland und Österreich während der COVID-19-Pandemie im Frühjahr/Sommer 2020. Die Eltern wurden auf ihre psychische Gesundheit hin befragt. Die Teilnehmenden erhielten eine Online-Video-Intervention zum Erlernen einer von zwei verhaltenstherapeutischen Strategien (Neubewertung, Selbstmitgefühl) und wurden angeleitet, diese anzuwenden. Nach der Intervention erfolgte noch eine Booster-Sitzung und Follow-Up-Untersuchung, eine Woche später eine Abschlussbefragung. Insgesamt nahmen 265 Eltern teil. Es zeigte sich ein Effekt von kognitiver Neubewertung auf das Stresserleben der Eltern. Die Forschungsergebnisse sind mittlerweile als Pre-Print hier veröffentlicht: https://psyarxiv.com/7fue9
  • Belinda Platt, LMU Klinikum München, „Eine internationale Studie zur Auswirkung der Covid-19-Pandemie auf emotionale Entwicklungen bei Jugendlichen“: In Zusammenarbeit mit der LMU München, untersucht das King’s College in London, wie Kinder und Jugendliche mit der Pandemie zurechtkommen und welche Faktoren voraussagen, welche Kinder und Jugendliche mit den psychischen Belastungen der Pandemie besser umgehen. Ein zentrales Ziel der Studie ist es, Strategien zu ermitteln, die Kinder und Jugendliche umsetzen können, um mit isolierungsbedingten Stressfaktoren besser klar zu kommen. Die COVID-19-Studie wird bis zu 3500 Jugendliche in sieben Ländern (Deutschland, England, Hongkong, Israel, Indien, Nepal, Taiwan) einbeziehen. Es wird mit etwa 500 Kindern und Jugendlichen pro Land gerechnet. Das Alter der Teilnehmenden sollte zwischen 12 und 18 Jahre liegen. Die Studie umfasst sieben online Fragebögen à 20 Minuten. Die Befragung findet online, alle zwei Wochen über einen Zeitraum von 16 Wochen statt. Weitere Informationen finden Sie hier: https://prodo-group.com/studies/covid-19/
  • Ashley K. Randall, Arizona State University et al.; für Österreich: Martina Zemp, Rahel L. van Eickels, Universität Wien, „Die Corona-Pandemie-Studie: Auswirkungen auf Paare und Familien“; Internationale (Querschnitt-)Studie zu Paarstress, psychischer Gesundheit und dyadischem Coping während der ersten Welle der COVID-19-Pandemie im Jahr 2020. Die Teilnehmer waren alle über 18 Jahre alt und befanden sich in einer romantischen Beziehung. Die qualitativen und quantitativen Daten wurden in 30 Ländern auf der ganzen Welt gesammelt und im internationalen Vergleich gesammelt und ausgewertet. In Österreich nahmen insgesamt 611 Personen teil., https://kpkj-psy.univie.ac.at/forschung/abgeschlossene-forschungsprojekte/die-corona-pandemie-studie-auswirkungen-auf-paare-und-familien/
  • Corinna Reck, Alexandra von Tettenborn, Anton Marx, Christian Woll, Lukka Popp, Mitho Müller, Nora Nonnenmacher, Nina Schlegel, Verena Labonte & Tanja-Kretz-Bünese, Ludwig-Maximilians-Universität München & Anna-Lena Zietlow, Universität Mannheim, CoviFam: Online-Survey zu den Auswirkungen der Covid-19-Pandemie auf junge Familien – Die Online-Befragung richtete sich an Eltern mit Kindern im Alter von 0 bis 3. Die Befragung fand von Mai bis November 2020 statt. Insgesamt nahmen 1716 Personen an der Befragung teil. Eltern wurden gebeten Einschätzungen zu ihrer aktuellen Lebenssituation sowie zum Zeitraum der stärksten Beschränkungen, durch die Covid-19-Pandemie abzugeben. Die Fragen bezogen sich auf soziodemografische Informationen (Alter, Familienstand, Beruf, Einkommen und Wohnsituation), die Betreuungssituation des Kindes, Gefühle und Sorgen, die Einschätzung der eigenen Belastung sowie der Belastung des Kindes durch die Pandemie, Stressempfinden, depressive Symptomatik, Eltern-Kind-Beziehung und Partnerschaftsqualität. Eine Nacherhebung der Onlinebefragung für den aktuellen Zeitraum ist derzeit in Planung. Weitere Informationen: https://www.psy.lmu.de/kiju/compare/online-corona/index.html
  • Alexandra von Tettenborn, Mitho Müller, Tanja Kretz-Bünese, Lukka Popp & Corinna Reck, LMU München: PAuCPa: Psychische Auswirkungen der Covid-Pandemie– PAuCPa ist eine Untersuchung der psychischen Auswirkungen der Covid-19-Pandemie auf eine klinische Gruppe von Kindern und Jugendlichen. Im Fokus der Studie steht die Frage, inwiefern sich psychische Symptome während der Covid-19-Pandemie bei Kindern und Jugendlichen im Allgemeinen verändern und im Speziellen bei solchen, die Traumatisierung erfahren haben. In diesem Zusammenhang werden auch die elterliche Belastung und die Partnerschaftszufriedenheit betrachtet. Es wurden Kinder, Jugendliche und deren Eltern befragt, darüber hinaus die behandelnden Psychotherapeut*innen.Weitere Informationen: https://www.psy.lmu.de/pbi/forschung/forschungsthemen/index.html
  • Anna-Lena Zietlow, Universität Mannheim, Elisabeth André, Universität Augsburg, Johannes Ehrenthal, Universität zu Köln & Corinna Reck, Lukka Popp & Mitho Müller, Ludwig-Maximilians-Universität München: Schwan-Studie: Auswirkungen des Stresserlebens in der Schwangerschaft und Zusammenhänge mit der Covid-19-Pandemie – In der Schwan-Studie sollen die Auswirkungen elterlichen Stresserlebens durch die derzeitige Covid- Pandemie auf den Schwangerschaftsverlauf, das Geburtserleben sowie die Eltern-Kind- und die Paar-Beziehung im Übergang zur Elternschaft untersucht werden. Die Studie umfasst zwei Teilstudien. Teilstudie 1 ist eine Online-Befragung und richtet sich an alle werdenden Mütter sowie deren Partner*innen und beinhaltet zwei Messzeitpunkte (T1 = 26.-32. Schwangerschaftswoche und T2 = 3 bis 4 Monate nach der Geburt). Teilstudie 2 richtet sich an alle werdenden Mütter mit Wohnsitz in der Rhein-Neckar-Region oder im Großraum München, die sich in der 26.-32. Schwangerschaftswoche befinden. In Teilstudie 2 werden zusätzlich Speichelproben zur Erfassung von Speichel-Cortisol erhoben. Weitere Informationen: https://www.klinikum.uni-heidelberg.de/zentrum-fuer-psychosoziale-medizin-zpm/institut-fuer-medizinische-psychologie/willkommen/studienteilnahme#c274128#c274128